Eine erlebnisreiche, wunderschöne Urlaubswoche liegt hinter mir. Ein lieber, genauso wie ich auch Axolotl-begeisterter Naturfreund hat mir eine persönliche Abenteuerwoche in seinem "Revier" hoch im Norden Deutschlands geschenkt, wo ich mit ihm und seiner Familie zusammen eine Fülle von Natur-Abenteuern erleben durfte. Einen derart spannenden Urlaub habe ich bisher noch nie erlebt!

Ein wichtiges Thema war natürlich das Beobachten seiner vielen Axolotls in ihren riesigen Aquarien, das Fachsimpeln über Haltung und Pflege dieser wunderbaren und fast ein wenig rätselhaften Wassermonsterchen und der interessante Austausch über unsere Erfahrungen mit diesen hübschen neotenen Molchen, welche ursprünglich aus einem sehr limitierten Lebensraum bei Mexico City stammen und hauptsächlich aufgrund der sehr prekären Umweltverschmutzung und dem Einsetzen von gefrässigen Fischen dort leider vom Aussterben bedroht sind.


Tagsüber wanderten wir hinaus in die schöne Natur, bei Tag für Tag herrlichem Herbstwetter und Sonnenschein. Mit dem Ziel "Feuer schlagen nach alter Urururväter Sitte" gingen wir in den Wäldern der Umgebung Zunderschwämme suchen, welche dort zuhauf vor allem an alten, morschen Birken wachsen. Die Trama, dh der feinfaserige Pilzkörper des echten Zunderschwammes, galt seit der früheren Steinzeit bis zur Erfindung der Streichhölzer vor 160 Jahren als eines der wichtigsten Hilfsmittel zur Feuerentfachung im täglichen Leben. Hierzu wird der Fruchtkörper in feine Scheiben geschnitten, danach in Holzaschenlauge eingelegt und schliesslich weich geklopft und gewalkt, bis er weich und flauschig wird wie feines Wildleder.


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Um Feuer zu machen, wird dann ein kleines Stück Zunder mit stark aufgefasertem Rand zusammen mit einem Stück eines sehr scharfkantigen Feuerstein Splitters (Silex, Flint) zwischen Daumen und Zeigefinger fest gehalten, und mit einem Feuerstahl von oben nach unten an der scharfen Kante des Steins entlang geschlagen, so dass Funken auf den Zunder fliegen und dort einen kleinen Glutpunkt bilden. Nun wird vorsichtig in diese Glut hinein geblasen bis sie grösser wird, und nun in ein bereits vorbereitetes Glutnest (zB trockene feinfaserige Birkenrinde, trockenes Gras, Distelwolle, Kiefernadeln oder Kienholz-Geschabsel) gelegt werden kann. Dieses Glutnest wird um den Glutkern herum vorsichtig zusammengedrückt und weiterhin hineingeblasen, bis der glimmende Zunder das Material des Zundernests entzündet, und schon brennt unser Feuer. Ein wenig Übung braucht es schon, dass dieses Experiment gelingt - umso grösser dann die Freude am Erfolg.


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Nebst diesen spannenden Feuerschlage-Experimenten, wofür wir uns an geeigneten Orten auf die Suche nach den dort geradezu haufenweise herumliegenden Flint-Stücken, an die etwas zeitaufwändigere fachgerechte Präparation von tauglichen Zunderstücken und auf die Suche nach dem herrlich duftenden Kienholz, also stark harzangereichertes Kiefernholz machten, führten uns weitere beeindruckende Exkursionen zu den vielen Weihern und Tümpeln in der näheren Umgebung, wo wir mit unseren sehr feinmaschigen Keschern Plankton-Proben gewannen für unsere abendlichen Mikroskopier-Abenteuer. Wie viele solcher winziger Plankton Lebewesen es nur schon in einem einzigen Wassertropfen zu entdecken gibt ist für einen Neuling wie mich fast nicht zu glauben. Stundenlang sassen wir an unseren Mikroskopen, wo ich immer wieder von neuem aus dem Staunen nicht heraus kam.


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Ein grosses Glück war natürlich, dass ich in Gestalt meines in Biologie und Mikroskopie überaus erfahrenen Gastgebers einen kompetenten Fachmann an meiner Seite wusste, der mir alle meine Fragen zuverlässig beantworten konnte. Und, sozusagen als Tüpfelchen auf dem i zeigte er mir als krönenden Abschluss auch noch seine selber hergestellten Dauerpräparate von sehr dünn geschliffenem Flint, in welchem die wunderschönsten Fossilien unter dem Mikroskop erkennbar wurden. Meine einmalig spannende und lehrreiche Urlaubswoche war nur allzu schnell wieder zu Ende, so dass mir nichts anderes übrig blieb als mich überglücklich und mit einer riesigen Menge an Eindrücken von meiner lieben Gastgeber-Familie wieder zu verabschieden, und den langen Rückweg unter die Räder zu nehmen. Ein grosses und herzliches Dankeschön nach Norddeutschland!!!




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