Chamäleons sind sehr spezielle Reptilien. Es gibt sie in fast jeder Grösse, von so winzigen Zwergen von kaum 2 cm (Brookesia micra) bis zu Riesentieren von fast 70 cm Körperlänge (Furcifer oustaleti), beide aus Madagaskar. Bekannt ist ihre Fähigkeit, ihre Körperfarbe je nach Stimmungslage und Fortpflanzungs-Situation zu verändern, oder ihre auf das Zungenbein aufgestülpte Zunge in hoher Geschwindigkeit aus ihrem Maul zu schleudern und millimeterbruchteilgenau ihre Beute in bis zu einer maximalen Distanz von ihrer zweieinhalbfachen Körperlänge bei genügend heller Beleuchtung sicher zu treffen, fast vollständig umfassen mit der rüsselartigen Zungenspitze und anschliessend wieder zurück in ihr Maul ziehen zu können. Während dem Zurückziehen werden die Augen geschlossen um eine Verletzung durch ev. hervorstehende Insektenbeine zu vermeiden. Die Augen, für ein Chamäleon eines der lebenswichtigsten Organe, sind fast vollständig bedeckt durch die miteinander verwachsenen Augenlider, und können vollkommen unabhängig voneinander bewegt werden.


ChamleonProjekt 1


Wer davon träumt, selber solch faszinierende Reptilien zu halten, der muss verschiedene Voraussetzungen erfüllen, die Vorschriften sind streng. Seit Jahren gelten Chamäleons als sehr schwierig artgerecht zu haltende und noch schwieriger zu züchtende Reptilien. Um die auch in der Schweiz als obligatorisch geltende Haltebewilligung zu erwerben, müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein. Vorgeschrieben ist als erstes der Besuch von einem der akkreditierten Sachkundekurse, danach muss noch die Abschlussprüfung bestanden werden. Nachdem ich mich bereits Mitte Dezember des vergangenen Jahres für den ersten angebotenen Kurs 2020 angemeldet hatte musste ich mich lange gedulden bis klar war, der Kurs findet statt, es haben sich genügend Interessenten gemeldet. Schliesslich konnte dann unser Kurs auch tatsächlich durchgeführt werden, die Abschlussprüfung legten am 14.3.20 alle Kursteilnehmer erfolgreich ab, ganz knapp vor dem grossen Lock-Down des gesamten öffentlichen Lebens aufgrund der Corona-Pandemie mit Schliessung aller Schulen, Versammlungsverbot etc ab dem 16.3.20. Wiederum grosses Glück gehabt!


ChamleonProjekt 2


Anschliessend galt es, mich für eine bestimmte Chamäleon-Art zu entscheiden. Aufgrund der strengen Vorschriften für die erforderliche Terrariengrösse, welche abhängig ist von der Körperlänge der gehaltenen Tiere, kamen für mich praktisch nur kleinere Zwergchamäleons in Frage. Ich hatte leider keinerlei Ahnung, ob es in der Schweiz überhaupt Züchter gibt von solchen kleinen Chamäleons, und erst recht nicht ob zur Zeit irgendwo in der Schweiz Jungtiere von solchen Arten vorhanden sind. Schliesslich war aber auch diese Frage geklärt, und ich konnte mich um meine Chamäleon-Terrarien kümmern. Sehr gerne hätte ich diese allesamt selber gebaut, aber mein vorhandenes Baumaterial reichte für nur ein einziges solches Vollgaze-Terrarium. Ich benötigte aber für mein Projekt drei Terrarien, und es gelang mir, noch zwei Terras online zu kaufen. Auch für die obligate Beflanzung der Terras musste ich mir etwas einfallen lassen, da ja auch die Gärtnereien und Pflanzencenter über viele Wochen geschlossen waren. Schliesslich ist es mir doch gelungen, meine Terrarien vorschriftsgemäss einzurichten und einen Termin für das obligatorische Fachgutachten dieser „Wildtiergehege“ anzumelden. Nun endlich war alles bereit für die Haltebewilligung, welche die zuständige Fachperson am kantonalen Veterinäramt ausstellt sobald alle Voraussetzungen erfüllt sind.


ChamleonProjekt 3


Zum Glück liess dann tatsächlich meine Chamäleon Haltebewilligung nicht lange auf sich warten, und auch beim Chamäleon-Züchter stiess ich auf keinerlei Hindernisse: Ich durfte mein Chamäleon-Pärchen abholen gehen! Zuerst aber hiess es nun für mich, für unsere beiden künftigen Familienmitglieder passende Namen zu suchen. Natürlich mussten es Namen sein in der Sprache ihres Herkunftsgebietes im östlichen Südafrika, genauer in der Provinz Zulu Natal, also in Zulu. Die Auswahl fiel mir nicht schwer: Ich werde das Männchen „Thabani“ nennen, mit der Bedeutung „der Glückliche“ und das Weibchen wird „Thandi“ bzw „Tandiwa“ heissen, mit der Bedeutung „die Liebende“ oder „die Geliebte“. Zu meiner grossen Freude durfte ich meine Tiere unter mehreren verschiedenen Individuen auswählen, und meine Wahl war sehr rasch klar: Ein eher kleineres Weibchen von leuchtend grüner Farbe sowie ein Männchen in ähnlicher Grösse, eher hell und in zarten und fein ziselierten Pastellfarben, einem hübschen Muster am Kopf, und hellen, rötlich-orangen Flecken an den Seiten. Zwei selten hübsche Tierchen die sehr gut zueinander passen. Die zwei durften gestern abend einziehen in ihr luftiges Gazeterrarium, das für die kommenden Sommermonate draussen an der frischen Luft in privilegierter, Bergchamäleon-adäquater Lage steht, hoch über dem Hallwilersee auf unserem Dachbalkon. Herzlich willkommen ihr zwei!


ChamleonProjekt 4