Inzwischen dürfen wir uns bereits an der zweiten Nachwuchs-Generation unserer beiden 2018 geborenen, allerersten Axolotl erfreuen. Vor allem die diesjährige F2-Generation überrascht uns mit wunderhübschen Farben. Ein guter Moment, uns ein paar Gedanken zu machen über die Farben-Vererbung unserer Axolotl.


Farbgenetik 1


Begonnen hat unser Axolotl-Abenteuer Ende 2018 mit dem Kauf der copperfarbenen Axolotldame Yolotli und dem Goldalbino-Bock Citlali. Beide Farbtypen sind rezessiv gegenüber der dunklen Wildfarbe, es handelt sich also bei beiden um reinerbige Tiere (im Bezug auf die Melanin-Bildung). Ein Tier mit der braunen Farbe „Copper“ bildet nur den helleren, braunen Anteil des Farbstoffes Melanin (das Phäomelanin), während das schwarze Eumelanin fehlt, und der Albino bildet überhaupt kein Melanin. Bei Albinos sind auch die Augen, genauso wie der gesamte Körper hell, ohne jegliches Melanin: Entweder rein weiss beim Weissalbino, oder aber goldgelb beim Goldalbino, je nachdem ob das Tier den gelb-goldenen Farbstoff bilden kann oder nicht.


Farbgenetik 2


Unsere F1-Nachwuchs Generation von 2019 brachte erwartungsgemäss ausnahmslos ziemlich einheitlich gefärbte, mischerbige, copperfarbene Axolotl. Aus einem der vielen Gelege die Yolotli 2019 abgesetzt hat haben wir insgesamt drei Tiere aufgezogen. Es handelt sich um einen mittelhellen Copper-Bock und eine identisch gefärbte Dame, sowie als drittes Tier eine sehr dunkel gefärbte Dame, die ich rein vom Aussehen her nicht eindeutig unterscheiden kann von meinen wildfarbenen Axolotl. Vom genetischen Standpunkt her muss es sich allerdings auch bei diesem Tier um einen Copper handeln.


Farbgenetik 3


Diese F1-Generation ist nun im Frühling 2020 ebenfalls geschlechtsreif geworden. Die beiden Damen haben im Wechsel miteinander bisher insgesamt 6 schöne, meist grosse Gelege von je ca 200 Eiern gelegt. Von zweien dieser Gelege haben wir nun aus purer Neugier betreffend der bei dieser F2-Generation entstehenden Farben je drei Tiere grossgezogen. Denn jetzt wird es erst wirklich interessant: Während die Elterntiere, die F1-Generation, alle relativ einheitlich braun (Copper) gefärbt und mischerbig sind, sind jetzt erst, bei der zweiten Nachwuchs-Generation, verschieden gefärbte Tiere zu erwarten.


Farbgenetik 4


Gemäss der alten Mendel’schen Regeln sollten wir in dieser F2-Generation drei verschiedene Farbtypen erwarten können: 50% mischerbige Copper, 25% reinerbige Copper sowie 25% reinerbige Albinos. Die Farben sind bereits gegen Ende der Embryonalentwicklung im Ei relativ sicher zu erkennen. Und tatsächlich, so war es dann auch, so dass ich gezielt je hälftig ein paar Eier mit gut entwickelten hellen bzw dunkel gefärbten Embryos in ihren Eihüllen kurz vor dem Schlupf separieren konnte.


Farbgenetik 5


Während der ersten Tage nach dem Schlupf wählte ich gezielt drei gesunde, fitte Axolotl-Larven mit gutem Appetit aus, welche möglichst verschieden gefärbt waren, und zwar den allerhellsten der Copper, einen Weissalbino und einen Goldalbino. Vor allem an den zwei Albinos konnte ich mich kaum sattsehen, denn diese in diesem jungen Alter nahezu durchsichtigen kleine Gespenstlein zeigten in den ersten paar Entwicklungswochen alle ihre inneren Organe meinem neugierigen Blick auf’s schönste, was bei den dunklen Tieren, den Copperfarbenen genauso wie den Wildfarbenen, sehr viel weniger deutlich zu erkennen ist.


Farbgenetik 6


Inzwischen sind diese drei um den 22. Mai geschlüpften Jungtiere bereits gut drei Monate alt, und auch die beiden Albinos sind keineswegs mehr durchsichtig. Und genauso wie sein Grosspapa, der nun in seinem dritten Lebensjahr kaum mehr etwas zeigt von seiner ursprünglichen, wunderschön goldenen Färbung, sondern inzwischen fast rein weiss erscheint, wird auch der „Goldi“ der F2-Generation immer heller und ist je nach Beleuchtung bereits nicht mehr immer eindeutig unterscheidbar von seinem Weissalbino-Geschwister. Das relativ helle Copper-Geschwister zeigt bei hellem Licht wunderschön die verschiedenen Pigment-Anteile: Nebst dem mittelhellen Braun auch viele hübsche Gelbanteile und Glitzerpigmente, was beides bei den dunklen Wildfarbenen wie auch bei den sehr dunklen Copper oft sehr viel schlechter zu erkennen ist.


Farbgenetik 7


Um den 31. Juli ist eine weitere F2-Nachwuchsgeneration geschlüpft: Einige Eier von diesem Gelege hatte die Axolotl-Mama ans Kabel des Innenfilters geklebt, und ich musste diese Eier bei der Filterreinigung vom Kabel abstreifen – eine nicht ganz banale Angelegenheit, denn die Eier die kleben sehr fest. Also dachte ich, statt diese Eier einfach zu entsorgen separiere ich die mal, um zu schauen, ob daraus wohl trotz der kraftvollen Manipulation und geschädigter Eihülle die eine oder andere dieser Larven sich gut weiter entwickelt und gesund schlüpft. Und tatsächlich, alle haben überlebt, und alle sind geschlüpft! Zwei dieser frischgeschlüpften Larven sahen fast exakt gleich aus wie die beiden Albinos des Geschwistergeleges, allerdings mit einem unübersehbaren Unterschied: Ihre Augen sind dunkel gefärbt, also können diese definitiv keine Albinos sein! Im Lauf der weiteren Entwicklung konnte ich dann erkennen, dass diese beiden hellen Tiere, das eine weiss, das andere goldgelb, eine ganz helle, fein gepunktete, in den ersten Tagen kaum zu erkennende dunkle Pigmentierung aufweisen: Diese zwei sind also extrem helle Copper! Wie dies zu erklären ist, weiss ich nicht, diese Farbe ist für mich eine vollkommen unerwartete, wunderschöne Überraschung!




Farbgenetik 8